Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz
1.03. – 8.07.2017.
Curated by: Johannes Rauchenberger
Artists: Eija-Liisa Ahtila (FI), François Burland (CH), Julia Bornefeld (DE/IT), Guillaume Bruére (FR/DE), Gor Chahal (RU), Marta Deskur (PL), Julius Deutschbauer (AT), Josef Fink (AT), Dorothee Golz (DE/AT), Franz Graf (AT), Julie Hayward (GB/AT), Judith Huemer (AT), Jochen Höller (AT), Lisa Huber (AT), Zenita Komad (AT), Zlatko Kopljar (HR), Nina Kovacheva (BG/FR), Julia Krahn (DE/IT), Shimon Lev (IS), Gerhard Lojen (AT), Alois Neuhold (AT), Adrian Paci (IT/AL), Hannes Priesch (AT), robotlab (DE), Bettina Rheims / Serge Bramly (FR), Keiko Sadakane (DE/JP), Luis Sammer (AT), Claudia Schink (DE), Valentin Stefanoff (FR/BG), Michael Triegel (DE), Lidwien van de Ven (NL), Mark Wallinger (GB), Daphna Weinstein (IS/AT), Maaria Wirkkala (FI), Johanes Zechner (AT)
Was von Martin Luther bis heute bleibt, ist die Übersetzung der Bibel. Seine uneingeholte Sprach- und Bildmacht, seine sprachliche Raffinesse, die vor allem eines wollte: verständlich zu sein, fasziniert bis heute. Seine Übersetzung der Heiligen Schrift – und die seiner Kollegen, er war ja nicht allein dabei – löste die alte „VULGATA“ ab. Schon dieses Wort erinnert an die Verständlichkeit der Volkssprache, nur war diese Übersetzung des Hl. Hieronymus ins Lateinische damals schon mehr als 1100 Jahre alt. Und man verstand sie nicht mehr, zumindest nicht die einfachen Leute.
Kulturell fremd?
500 Jahre nach Martin Luther ist die Bibel zwar in nahezu alle Sprachen übersetzt. Eine neue Ausgabe der „Luther-Bibel“ und eine neue „Einheitsübersetzung“ sind in deutscher Sprache zeitgerecht zum Jubiläum erschienen. Doch genauer betrachtet ist die Bibel im öffentlichen Diskurs längst wieder fremd geworden. Ihr öffentlicher Umgang erschöpft sich in Zitaten oder dient zum Widerspruch für die derzeit gültige Welterklärung. Ihre Mythen, ihre Geschichten und Texte decken sich zunehmend weniger mit dem heutigen Leben. Sie werden auch immer weniger erzählt. Das allgemeine Wissen um die Bibel ist in Wirklichkeit erschreckend niedrig. Es nähert sich dem verschwundenen Wissen um Mythen an, die umgekehrt durch neue Medien längst neue „fröhliche Urständ“ feiern.
Und doch: Die biblische Poesie, ihre Matrix, ihr Text über Anfang und Ende, Leben und Liebe, Schuld, Schmerz und Gewalt, Schönheit und Lobpreis verblassen nicht vor der Verkürzung des Daseins auf Wachstum, Sicherheit, Sättigung und permanente Datenkontrolle. Was fremd ist an ihr, was neu glänzt, was neu zu entdecken ist und was sich dem gegenwärtigen Denken auch kreativ widersetzt: Das wird in dieser Ausstellung mit Werken der Gegenwartskunst beleuchtet.